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Lesehund Rudi Rakete begeistert angehende FaMIs

31.10.2023, 10 Uhr morgens. Ein Raunen geht durch den Klassenraum, als die etwa fünfzig angehenden Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste inklusive dazugehöriger Fachlehrerinnen und Fachlehrer den lang ersehnten Gast erblicken.

In Begleitung von Sozialarbeiterin Daniela Stolzenburg und Projektleiter Arthur Walczak trottet Rudi Rakete vor die versammelte Mannschaft. Schnell wird klar: In gewohnter Manier hat der etwa zehn Jahre alte Experte für Flauschigkeit die Herzen der Anwesenden erobert. Doch selbstverständlich stattet Rudi nicht nur Berufsschulklassen einen Besuch ab, sondern ist vor allem als ausgebildeter Lesehund im Einsatz.

Für Hundehalterin Daniela Stolzenburg ist ihr Engagement eine Herzensangelegenheit. Bereits seit 2020 macht sich gemeinsam mit Rudi Rakete für Leseförderung in der Stadtbibliothek Köln stark – vorrangig in der Stadtteilbibliothek Porz, aber auch in Mülheim.

Arthur Walczak, Ansprechpartner für das Lesehund-Projekt bei der Stadtteilbibliothek Porz, resümiert die positiven Auswirkungen, die sich einstellen, wenn Rudi Rakete mit braunen Kulleraugen und Engelsgeduld zuhört: „Es beruhigt, es senkt den Blutdruck und reduziert Stress. Und, ganz wichtig: Die Kinder machen positive Erfahrungen beim Vorlesen.” Im Gegensatz zu menschlichen Zuhörenden kommentiert und bewertet Rudi die vorlesenden Kinder nicht, wodurch diese zunehmend an Selbstvertrauen gewinnen.

Doch wie sieht die Lesehund-Arbeit konkret aus? Ursprünglich stammt das Lesehund-Konzept aus den USA. Dabei lesen klassischerweise Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf in festen Kleingruppen einem Lesehund vor. Auch die Stadtteilbibliothek Porz betreibt eine Grundschul-Kooperation nach diesem Vorbild. Daneben werden in der Stadtbibliothek Köln zwei weitere Konzepte gelebt. Zum einen gibt es ein offenes Angebot ohne Anmeldung, bei dem jedes Kind (unabhängig vom eigenen Förderbedarf) die Gelegenheit hat, Rudi vorzulesen.

Zum anderen findet die Veranstaltung “Sprichst du Hund?” in den Schulferien statt. In einem zweistündigen Workshop lernen bis zu zwölf Kinder ab sechs Jahren (bzw. ab vier Jahren in Begleitung) die Grundlagen der Hundesprache kennen. Das neu gewonnene Wissen kann direkt bei ausgiebigen Kuscheleinheiten mit Rudi gefestigt werden.

Apropos Kuscheln: Nach dem Theorie-Input war es auch für die Auszubildenden endlich an der Zeit für eine ausgedehnte Praxisphase. Rudi Rakete durfte - selbstverständlich stets unter den wachsamen Augen von Frau Stolzenburg - nach Herzenslust gestreichelt werden. Im Austausch gegen Leckerlis führte der Lesehund auch den ein oder anderen Trick vor.

Am Schluss gab es noch wertvolle Tipps, was Bibliotheken bei der Einführung eines Lesehund-Angebotes alles beachten sollten. Vom Ehrenamtsvertrag über diverse Versicherungen und Atteste bis hin zum Wesenstest für den Lesehund in spe muss an einiges gedacht werden. Aber Daniela Stolzenburg ist sich sicher, dass der Aufwand allemal die Mühe wert ist: „Jede Bibliothek sollte einen Lesehund haben.” Den strahlenden Gesichtern zufolge dürften die Auszubildenden ihre Überzeugung teilen.

Text und Foto: Nadine Föll